USB-WLAN-Stick wird von Ubuntu-Linux beim Booten nicht erkannt

Hier hab ich mal etwas, was mich zuletzt auf einem Raspberry 2 vor sechs Jahren ständig genervt hatte: Beim Booten einer neu aufgesetzten Linux-Maschine (Ubuntu 20.04) wird ein WLAN-Dongle, welcher der Kiste per USB die Verbindung zur Außenwelt herstellen soll, nicht erkannt – oder zumindest nicht immer. Einmal rausziehen und wieder einstöpseln – und es geht. Muss man erst mal drauf kommen – aber eine Dauerlösung kann dieser unnötige zusätzliche Handgriff natürlich nicht sein. Also was tun?

Wie es bei diesen Realtek-WLAN-Sticks immer wieder mal vorkommt, gibt es während des Bootvorganges ein Timing-Problem mit dem notwendigen Kernel-Modul. Wenn man nun die Produkt-ID des Dongles und die Bezeichnung des zuständigen Kernel-Moduls herausbekommt, kann man mit ein paar wenigen Terminal-Befehlen diesem kleinen Problem Abhilfe schaffen. Wenn der WLAN-Stick also in Betrieb ist (wie gesagt: nach dem Start ggf. einmal ziehen und wieder stecken), sieht man mit dem Terminal-Befehl lsusb | egrep ‚Realtek‘ u. a. die benötigten Hardware-IDs, die wir später noch brauchen werden. Dort erscheint dann z. B. Folgendes:

Bus 003 Device 005: ID 0bda:8179 Realtek Semiconductor Corp. RTL8188EUS 802.11n Wireless Network Adapter

Nun geht es noch darum, den Namen des zuständigen Kernelmoduls herauszubekommen. Dazu gibt man den Befehl lsusb -t ein. Hier erscheinen in einer Art Baumstruktur alle vorhandenen USB-Ports und die angeschlossenen Geräte mit ihren jeweiligen Modulen. Aus dem o. g. Beispiel wissen wir, dass unser WiFi-Stick an Bus 003 als Device 005 hängt. Und genau danach halten wir in der Ausgabe von lsusb -t Ausschau. Dort sollte eine Zeile wie die Folgende erscheinen:

Port 7: Dev 5, If 0, Class=Vendor Specific Class, Driver=r8188eu, 480M

Nun wissen wir also auch, dass das gesuchte Modul in diesem Falle r8188eu heißt. Probieren wir also aus, ob wir das Modul entladen können:

sudo modprobe -rfv r8188eu

Wenn Sie bis hierher alles richtig gemacht haben, muss die LED am WLAN-Stick ausgehen. Nach dem erneuten Laden mit

sudo modprobe -v r8188eu

geht die LED wieder an und Sie sind sofort wieder drahtlos online. So weit, so schön – nun müssen wir nur noch dafür sorgen, dass dieses Modul nicht sofort während des Bootens (also zu früh) geladen wird, sondern der Stick passend ins USB-Subsystem eingebunden wird. Und das funktioniert mit folgenden zwei Befehlszeilen:

echo „blacklist r8188eu“ | sudo tee /etc/modprobe.d/blacklist_r8188eu.conf

echo ‚SUBSYSTEM==“usb“, ATTR{idVendor}==“0bda„, ATTR{idProduct}==“8179„, RUN+=“/sbin/modprobe r8188eu„‚ | sudo tee /etc/udev/rules.d/10_realtek_wlan_stick.rules

Bei dem Modulnamen (hier „r8188eu“) setzen Sie natürlich Ihren Modulbezeichner ein, den Sie zuvor ermittelt haben (bei manchen WLAN-Sticks heißt er z. B. 8192eu oder ähnlich). Bei den ATTR-IDs (hier 0bda bzw. 8179) setzen Sie die IDs ein, die Sie oben mit lsusb herausbekommen haben.

Das sollte es dann auch schon gewesen sein. Einmal die Kiste neu starten – und Sie sind auf Anhieb online.

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