Defektes NTFS-Laufwerk retten und kopieren – so geht’s mit gddrescue

Mein Artikel „Linux rennt beim Booten in initramfs – was tun?“ hat, wie man den Kommentaren entnehmen kann, vielen Menschen geholfen, ihr Linux-System wieder zum Starten bewegen zu können. Ich wurde gelegentlich auch nach den Ursachen gefragt, wie es dazu kommen kann. Meistens liegen die Gründe in fehlerhaften Laufwerken oder Problemen im Dateisystem. Letztere kann man aber in der Regel mit fsck beheben (wenn z. B. während eines Schreibzugriffs auf die Platte ein Absturz erfolgte und dadurch das Dateisystem inkontinent wurde 😀 ). Auch bei mir kam es in der letzten Zeit auf einem Dual-Boot-Notebook mit LinuxMint 19 und Windows 10 vermehrt zum initramfs – und auch unter Windows kam es immer häufiger zu den berüchtigten Bluescreens mit anschließendem Neustart. Hier lag es nun daran, dass die Festplatte nach acht Jahren intensivem Einsatzes erste Schwächen aufzeigte. Arbeiten damit ging noch irgendwie, aber nachdem nun auch unter Linux nach Schreibzugriffen auf das Laufwerk (insbesondere bei Updates) das Dateisystem auf read-only gesetzt wurde und außer Alarmmeldungen, dass ich den Systemadministrator benachrichtigen soll, nun gar nichts mehr ging, war es doch mal an der Zeit, nach Abhilfe zu schauen.

Also habe ich mir eine neue 2,5″-HDD für das Notebook bestellt. Der Plan war, mit Tools wie CloneZilla oder mit dem Linux-eigenen dd das komplette Laufwerk sektorenweise 1 : 1 auf die neue Platte zu kopieren. Ich habe einen PC hergenommen, die beiden Platten an die SATA-Anschlüsse gehängt und die Maschine mit einem bootfähigen USB-Stick mit Ubuntu 20.4 gestartet. Quell- und Ziellaufwerk (bzw. die kaputte und die neue HDD) waren schnell ausgemacht, CloneZilla hat mich gut geführt und der Kopiervorgang konnte starten. Beim Lesen auf der Windows-10-NTFS-Partition wurden dann aber vermehrt Lesefehler auf dem Quell-Laufwerk festgestellt, einzelne Sektoren waren schlichtweg nicht mehr lesbar, was – je nach Einstellungen unter CloneZilla – entweder zum Komplettabbruch des Kopiervorgangs oder zu endlos wiederholten Leseversuchen auf den schadhaften Blöcken führte. Nachdem Stunden verstrichen waren und der Fortschritt immer langsamer wurde, habe ich einfach hart abgebrochen und ich dachte mir: „Das Ding ist wohl ZU intelligent – probierstes mal mit dem schlichten, einfachen dd.“ Ich wollte ja einfach nur eine 1-zu-1-Kopie der Platte erstellen – mit allen enthaltenen Fehlern, die man später auf der neuen Platte dann immer noch in aller Ruhe reparieren kann. Mit dd habe ich noch jeden Datenträger im Originalzustand (insbesondere SD-Karten, siehe hier) kopiert bekommen. Aber selbst in diesem Fall führte dd beim Erreichen der NTFS-Partition zu Lesefehlern und Abbrüchen. Scheint also ein echtes Hardware-Problem zu sein.

Nach eingehenden Recherchen bin ich dann auf das Linux-Tool GNU ddrescue gestoßen (kann in den Paketquellen der aktuellen Debian-Distros mit

sudo apt-get install gddrescue

installiert werden). Bei gddrescue handelt es sich um eine Art erweitertes dd mit zusätzlichen Funktionen zur Rettung und Wiederherstellung von defekten Bereichen auf Festplatten. Man geht dabei in zwei Etappen vor. Angenommen, die alte Festplatte, die ich retten und kopieren möchte, sei /dev/sda, und die neue Platte sei /dev/sdb (welche nun welche ist, kann man schnell z. B. mit lsblk oder gparted ermitteln, CloneZilla hat zuvor auch bereits darüber Auskunft gegeben). Dann erfolgt ein erster Kopiervorgang mit folgendem Terminalbefehl:

sudo ddrescue -n --force /dev/sda /dev/sdb ddrescue.log

Nun wird das Quelllaufwerk – ohne Abbrüche durch schadhafte Sektoren – blockweise auf die neue Platte übertragen, inklusive aller Partitionstabellen, Boot-Sektoren, MBR usw. Der Parameter „-n“ sorgt dafür, das nicht lesbare Bereiche auf der Festplatte zunächst übersprungen werden, damit der Kopiervorgang alle Teile, die „noch gut“ sind, auf die neue Platte übernommen werden können. Der Clou bei diesem Vorgang ist nun die Datei „ddrescue.log“. Hier werden alle Adressen der nicht mehr lesbaren Sektoren gespeichert, was im zweiten Schritt nutzbar gemacht werden kann. Uff – primäres Ziel ist aber erst mal erreicht: 99,99 Prozent des Quell-Laufwerks waren noch lesbar. Der erste Kopier- und Analysevorgang hat bei einer 500-GB-Platte etwa drei Stunden gedauert.

Im zweiten Schritt nimmt sich gddrescue nun die geschriebene Log-Datei vor und kratzt in einem sogenannten Scraping-Verfahren intensiv genau an den Stellen auf der Platte herum (natürlich nur lesenderweise), die zuvor in der ddrescue.log als fehlerhaft markiert wurden. Hier wird nun versucht, aus den schadhaften Sektoren vielleicht doch noch das eine oder andere wiederherstellen zu können. Der dazugehörende Terminalbefehl ist fast identisch mit dem obigen, nur ohne den Parameter „-n“:

sudo ddrescue --force /dev/sda /dev/sdb ddrescue.log
gddrescue
Im oberen Schritt erkennt man den ersten Kopierlauf. Im unteren Teil sieht man, wie gddrescue versucht, das Letzte aus den schadhaften Sektoren herauszuholen.

Der zweite Durchgang hat dann in meinem Fall nochmal etwa eineinhalb Stunden gedauert. Um es abzuschließen: Nachdem der zweite Durchgang beendet war und ich die Kiste sauber runtergefahren habe (man weiß ja nie, was vielleicht doch noch im Cache nicht auf die Platte geschrieben wurde), habe ich die neue Platte im Ursprungs-Notebook eingebaut und zunächst Windows gebootet. Hier hat er erstmal einen großmächtigen chkdsk durchgeführt, der nochmal eine Stunde gedauert hatte, und dann lief alles reibungslos. Neustart mit Grub und Start von LinuxMint – hier lief dann alles auf Anhieb wieder problemlos, auch Updates ließen sich problemlos schreiben. Gerettet…

Zu beachten ist auf jeden Fall, dass keins der beteiligten Laufwerke während der Arbeit mit ddrescue gemountet sein darf. Daher ist die Lösung mit einem bootfähigen Live-Linux per USB-Stick (geht natürlich auch mit einer Boot-DVD) die sauberste.

Es versteht sich von selbst, dass man die defekte Platte noch komplett löscht und überschreibt, bevor man sie der Elektroschrott-Entsorgung zuführt.

Nur den Stunden-Aufwand darf man nicht in Lohn umrechnen 🙂 Nicht auszudenken, was ein bezahlter Fachmann für diese Nummer genommen hätte. Aber das sehr spezielle Notebook komplett neu aufzusetzen wäre dann doch weitaus zeitintensiver gewesen.

USB-WLAN-Stick wird von Ubuntu-Linux beim Booten nicht erkannt

Hier hab ich mal etwas, was mich zuletzt auf einem Raspberry 2 vor sechs Jahren ständig genervt hatte: Beim Booten einer neu aufgesetzten Linux-Maschine (Ubuntu 20.04) wird ein WLAN-Dongle, welcher der Kiste per USB die Verbindung zur Außenwelt herstellen soll, nicht erkannt – oder zumindest nicht immer. Einmal rausziehen und wieder einstöpseln – und es geht. Muss man erst mal drauf kommen – aber eine Dauerlösung kann dieser unnötige zusätzliche Handgriff natürlich nicht sein. Also was tun?

Wie es bei diesen Realtek-WLAN-Sticks immer wieder mal vorkommt, gibt es während des Bootvorganges ein Timing-Problem mit dem notwendigen Kernel-Modul. Wenn man nun die Produkt-ID des Dongles und die Bezeichnung des zuständigen Kernel-Moduls herausbekommt, kann man mit ein paar wenigen Terminal-Befehlen diesem kleinen Problem Abhilfe schaffen. Wenn der WLAN-Stick also in Betrieb ist (wie gesagt: nach dem Start ggf. einmal ziehen und wieder stecken), sieht man mit dem Terminal-Befehl lsusb | egrep ‚Realtek‘ u. a. die benötigten Hardware-IDs, die wir später noch brauchen werden. Dort erscheint dann z. B. Folgendes:

Bus 003 Device 005: ID 0bda:8179 Realtek Semiconductor Corp. RTL8188EUS 802.11n Wireless Network Adapter

Nun geht es noch darum, den Namen des zuständigen Kernelmoduls herauszubekommen. Dazu gibt man den Befehl lsusb -t ein. Hier erscheinen in einer Art Baumstruktur alle vorhandenen USB-Ports und die angeschlossenen Geräte mit ihren jeweiligen Modulen. Aus dem o. g. Beispiel wissen wir, dass unser WiFi-Stick an Bus 003 als Device 005 hängt. Und genau danach halten wir in der Ausgabe von lsusb -t Ausschau. Dort sollte eine Zeile wie die Folgende erscheinen:

Port 7: Dev 5, If 0, Class=Vendor Specific Class, Driver=r8188eu, 480M

Nun wissen wir also auch, dass das gesuchte Modul in diesem Falle r8188eu heißt. Probieren wir also aus, ob wir das Modul entladen können:

sudo modprobe -rfv r8188eu

Wenn Sie bis hierher alles richtig gemacht haben, muss die LED am WLAN-Stick ausgehen. Nach dem erneuten Laden mit

sudo modprobe -v r8188eu

geht die LED wieder an und Sie sind sofort wieder drahtlos online. So weit, so schön – nun müssen wir nur noch dafür sorgen, dass dieses Modul nicht sofort während des Bootens (also zu früh) geladen wird, sondern der Stick passend ins USB-Subsystem eingebunden wird. Und das funktioniert mit folgenden zwei Befehlszeilen:

echo „blacklist r8188eu“ | sudo tee /etc/modprobe.d/blacklist_r8188eu.conf

echo ‚SUBSYSTEM==“usb“, ATTR{idVendor}==“0bda„, ATTR{idProduct}==“8179„, RUN+=“/sbin/modprobe r8188eu„‚ | sudo tee /etc/udev/rules.d/10_realtek_wlan_stick.rules

Bei dem Modulnamen (hier „r8188eu“) setzen Sie natürlich Ihren Modulbezeichner ein, den Sie zuvor ermittelt haben (bei manchen WLAN-Sticks heißt er z. B. 8192eu oder ähnlich). Bei den ATTR-IDs (hier 0bda bzw. 8179) setzen Sie die IDs ein, die Sie oben mit lsusb herausbekommen haben.

Das sollte es dann auch schon gewesen sein. Einmal die Kiste neu starten – und Sie sind auf Anhieb online.

Windows-Uhr geht auf einer Linux-Dual-Boot-Maschine zwei Stunden nach – hier die Abhilfe

Heute mal wieder etwas, das mir alle Jubeljahre immer wieder passiert, wenn ich einen Dual-Boot-PC aufsetze, auf dem Windows und eine Linux-Distribution laufen sollen. Nachdem man die beiden Betriebssysteme eingerichtet hat, stellt man fest, dass unter Windows 7/8/10 die Uhrzeit eine Stunde bzw. während der Sommerzeit zwei Stunden nachgeht. In früheren Zeiten musste man, um dies zu beheben, mühsam in den ntp-Einstellungen unter Linux herumfuhrwerken oder aber unter Windows die Uhrzeit ständig manuell synchronisieren. Heute geht das viel einfacher – hier erfahren Sie, wie!

Das eigentliche Problem ist, dass sowohl Linux als auch Windows ihre aktuelle Uhrzeit innerhalb des Betriebssystems speichern, jedoch nicht die Hardware-RTC-Uhr des Rechners aktualisieren. Um dies zu beheben, müssen beide Betriebssysteme dazu gebracht werden, die Uhrzeit in der PC-Uhr zu speichern. Unter aktuellen Linux-Distros, die mit systemd laufen – Ubuntu, Fedora, LinuxMint usw. – gibt man zunächst folgenden Befehl in ein Terminal ein:

timedatectl set-local-rtc 1 --adjust-system-clock

Hierdurch wird das System veranlasst, die Uhrzeit künftig in der RTC-Uhr des BIOS zu aktualisieren. Mit

timedatectl

können Sie dann nachprüfen, ob die Einstellung richtig angenommen wurde. Hier sollte nun u. a. „RTC in local TZ: yes“ zu lesen sein. Die anschließende Warnung, dass es nicht gut sei, die RTC statt der Software-Uhr zu aktualisieren, können wir geflissentlich übersehen.

Unter Umständen könnte es nach einem Reboot aber sein, dass Windows immer noch die falsche Zeit anzeigt. Dies kann man in der Registry fixen. Hierzu also regedit aufrufen und den Pfad HKEY_LOCAL_MACHINE\SYSTEM\CurrentControlSet\Control\TimeZoneInformation suchen. An dieser Stelle trägt man nun ein neues DWORD mit der Bezeichnung RealTimeIsUniversal ein und setzt darin den Wert 1. Dies sorgt dafür, dass die Hardware-Uhrzeit, die ja in UTC (internationale Weltzeit, früher GMT) gespeichert ist, gemäß Ihrer Zeitzone (etwa ME[S]Z, Berlin) und der aktuell gültigen Sommer- oder Normalzeit unter Windows richtig angezeigt wird.

Nach einem erneuten Reboot und Windows-Start erscheint nun dauerhaft die korrekte, lokal gültige Uhrzeit.

Dass Sie mit der Windows-Registry vorsichtig umgehen sollten, versteht sich von selbst – ich gehe davon aus, dass Sie wissen, was Sie tun. Eine Haftung für zerschossene Windows-Maschinen kann ich natürlich nicht übernehmen.

Linux rennt beim Booten in initramfs – was tun?

Es ist mir – in größeren Abständen – schon zweimal passiert: Nach einem Kernel-Update von LinuxMint 18.3 bzw. 19 rennt das System nach dem Reboot in einen initramfs-Prompt. Erst mal ist der Schreck groß: System platt? Platte hinüber? Oder viel Reparaturarbeit? Zunächst glaubte ich, dass GRUB versucht, von einer falschen Partition zu starten – dieses Problem hatte ich ja schon mal nach dem Upgrade auf Windows 10 auf einem Dual-Boot-System hier beschrieben, als Win10 die GRUB-Konfiguration zerstört hatte. Aber hier lag das Problem doch etwas anders.

Der initramfs-Prompt erscheint immer dann, wenn ein Linux-System bootet und etwas mit dem Dateisystem nicht in Ordnung ist. Der Prompt „(initramfs)“ erscheint bei LinuxMint im Rahmen einer BusyBox. Um das System dazu bringen, wieder wie gewohnt zum Login-Bildschirm zu booten, muss das Dateisystem repariert werden. Dazu sind nur drei Schritte erforderlich:

  1. Zunächst gibt man „exit“ <Enter> ein, um aus dem initramfs-Prompt rauszukommen. Hier werden nun einige Fehlermeldungen angezeigt, die darauf hinweisen, dass fsck (linux-eigenes Tool zum Reparieren von Dateisystemfehlern) manuell ausgeführt werden muss. Wichtig ist hier die Zeile „The root filesystem on /dev/xxx requires a manual fsck“. Diese Zeile zeigt das Laufwerk bzw. das Root-Verzeichnis an, auf dem repariert werden muss. Bei mir war dies /dev/sda9.
  2. Nun startet man mit fsck </dev/Boot-Dateiverzeichnis> -y und <Enter> den Reparaturvorgang. In meinem Fall also „fsck /dev/sda9 -y“. Je nach Festplattengröße und Anzahl der Fehler kann die Reparatur einige Minuten dauern.
  3. Nun startet man mit „reboot“ das System neu. Wenn alles gutgegangen ist, landet man jetzt wieder im Login-Menü von LinuxMint.

Linux Mint KDE 18.3 (Sylvia) auf 19 updaten – und es geht DOCH mit KDE!

Linux Mint 18.3 war bekanntlich die Version, mit der letztmalig auch eine KDE-Desktopumgebung ausgeliefert wurde. Deren Support läuft im April 2021 aus; seit Linux Mint 19, die bereits im Juni 2018 veröffentlicht wurde, gibt es für die KDE-Editionen früherer Linux-Mint-Versionen keine Upgrade-Möglichkeiten mehr. Mit ein bisschen Know-how kann man jedoch Mint-19.x-Neuinstallationen mit KDE-Plasma 5 manuell ausstatten; Anleitungen dazu gibt es genug im Netz. In meinem Fall stand ich jedoch vor der Situation, dass ich auf einem Notebook, das ich in produktivem Einsatz habe, eine langjährige, sehr speziell eingerichtete und konfigurierte Linux-Mint-18.3-KDE-Installation betreibe (mit Eigenentwicklungen, speziellen Compiler-Umgebungen, Autoren-System und Peripherie-Schnittstellen), die ich nur sehr ungern plattmachen und mit der 19er-Version neu bespielen wollte. Was also tun?

Nach eingehenden Recherchen bin ich zunächst zu folgendem Ergebnis gekommen: Ich hätte die 18.3er KDE-Installation auf MATE oder Cinnamon umrüsten können, aber das wäre nach wie vor nicht upgradefähig gewesen, weil der „Unterbau“ weiterhin auf KDE beruht, den sich die Linux-Mint-Macher für ihre Zwecke seinerzeit „passendgemacht“ haben (diesen Aufwand will man ab Linux Mint 19 nicht mehr betreiben, deshalb gibt es kein Linux Mint mit KDE mehr). Es gibt also keinen regulären Weg des Updates (es sei denn, mit viel händischem Einsatz, der den Aufwand aber nicht rechtfertigt).

Ich arbeite seit den 90er Jahren mit KDE-Anwendungen und möchte gerne dieser Desktopumgebung treu bleiben. Irgendwann bin ich dann auf dieses Posting in einem KDE-Forum gestoßen, in dem beschrieben wird, wie man Linux Mint KDE 18.3 (Sylvia) eben doch auf Version 19 (Tara) upgraden, dabei bei KDE bleiben und die bisherige Installation beibehalten kann. Risikofreudig, wie ich nun mal bin, habe ich den Versuch gewagt, und es funktioniert – bis auf ein paar wenige kleine Maleschen, die man aber leicht beheben kann! Wie also geht man vor?

1. Man öffnet ein Terminal/eine Konsole und öffnet nacheinander die Repositories-Dateien mit dem Lieblings-Editor (nano, vi – was auch immer), als da wären:

/etc/apt/sources.list.de/official-package-repositories.list

/etc/apt/sources.list.de/ubuntu-defaults.list

In beiden Dateien ersetzt man überall dort, wo „xenial“ steht, dieses durch „bionic“. Das sorgt dafür, dass der Ubuntu-Unterbau von Linux Mint von 16.4 auf 18.4 upgedatet wird. Gleichzeitig wird mit dieser Einstellung während des Upgrades der KDE-Desktop mit Plasma 5 von den Kubuntu-Backport-Repositories nachinstalliert.

Halt, die beiden Dateien noch nicht speichern und beenden! Es fehlt noch etwas: Überall dort, wo „sylvia“ erscheint, dieses löschen und durch „tara“ (für Linux Mint 19) ersetzen. Dies sorgt für das eigentliche Upgrade von Linux Mint 18.3 auf 19. Nun speichern und den Editor schließen.

2. Nun beginnt es spannend zu werden. Mit den gespeicherten Einstellungen wird die Installation mit sudo apt-get update auf den neuesten Stand gebracht. Es müssen aber noch einige Voraussetzungen geschaffen werden, damit das Upgrade auch gestartet werden kann. Dazu müssen apt, mintupdate und die libgtk-Bibliotheken vorab auf den Stand von Ubuntu 18.4 gebracht werden:

sudo apt-get install apt

sudo apt-get install mintupdate libgtk-3-0 libgtk-3-bin

3. Jetzt wird es noch spannender. Nun muss man sich einmal aus- und wieder einloggen. Und hier könnte es ein erstes Problem geben. Bei mir war es so, dass sich die grafische Oberfläche nach dem Login nicht mehr aufbauen wollte, was durch das libgtk-Update ja auch nachvollziehbar ist. Aber das ist nicht wirklich ein Problem, denn wir brauchen nur ein textbasiertes Terminal, und das bekommt man ja z. B. mit Strg-Alt-F2. Hier kann man sich dann einloggen und stößt nun das ersehnte Upgrade an mit

sudo apt-get dist-upgrade

Je nach Geschwindigkeit der Internetverbindung und der Leistungsfähigkeit des Rechners kann man nun getrost etwa zwei Stunden Kaffee trinken oder sonstwas Unanständiges tun. In meinem Fall zog er sich etwas über 3 GB an Updates rein mit anschließenden Anpassungen, Compilierungen usw. usf. Kleiner Tipp am Rande: Bevor Sie diesen Durchgang starten, kontrollieren Sie, ob Sie möglicherweise noch alte Linux-Kernel, -Module und -Header installiert haben. Genau das hatte ich nämlich vorab nicht überprüft – mit dem Ergebnis, dass er sich äußerst zeitaufwändig so an die 30 alte Kernel, Modules und Header reingepfiffen, konfiguriert und in GRUB eingepflegt hat – völlig überflüssigerweise. Im Laufe der letzten Jahre hat er bei jedem Kernel-Update die alten Kernel ja nicht automatisch gelöscht – und ich auch nicht 😉 Ein gelegentlicher Blick aufs Display kann nicht schaden, denn gelegentlich erwartet er eine Eingabe, wenn es darum geht, eine conf-Datei zu aktualisieren. In den allermeisten Fällen sollte man die bereits bestehende Datei beibehalten (wird auch fast immer als Default vorgegeben).

Wenn nun alles gut durchgelaufen ist, kann man mit sudo reboot das Schätzchen neustarten. Nach erfolgtem Login begrüßt einen dann die neue KDE-Plasma-5-Oberfläche. Und das Schönste: Alle bisherigen Icons bleiben erhalten, alle Anwendungen sind weiterhin vorhanden. Nur der Desktop-Hintergrund ist ein neuer.

4. Wenn nun aber der dist-upgrade-Lauf mit Fehlermeldungen abbricht, dann konnte apt irgendwelche Package-Abhängigkeiten nicht auflösen. Hier kann man dann versuchen, mit sudo dpkg –configure -a diesen Mangel zu beheben. Bei mir war meine spezielle, nicht-standardgemäße Python-Installation Schuld an einigen unlösbaren Abhängigkeiten („Paket xyz setzt Paket abc voraus, dieses kann aber nicht installiert werden“ usw.). Möglicherweise löst o.g. dpkg-Befehl durch seine Reparatur einen erneuten Komplett-Download des Updates aus. Falls auch – wie bei mir – der dpkg-configure-Befehl zu weiteren Fehlern führt, behebt man diese mit sudo apt install –fix-broken (der dpkg-Befehl gibt an dieser Stelle den falschen Hinweis aus, es mit „apt –fix-broken install“ zu versuchen, was durch die falsche Options-Reihenfolge natürlich zu nichts führt).

5. Nachdem man nun sämtliche Fehler beseitigt hat, geht man nochmals den gesamten Upgrade-Lauf durch, also sudo apt-get update, sudo apt-get upgrade und sudo apt-get dist-upgrade. Abschließend sollte man vor einem Neustart mit sudo apt-get install -f noch einmal checken, ob es noch irgendwelche Probleme gibt, die es zu beheben gilt (eigentlich unnötig, wenn der dist-upgrade-Lauf komplett durchgelaufen ist, aber sicher ist sicher). So, und nun aber endlich sudo reboot und sich an der neuen Oberfläche erfreuen.

Ob man auf diese Weise von Linux Mint KDE 18.3 auch direkt auf die neueren Versionen 19.1 (Tessa), 19.2 (Tina) oder 19.3 (Tricia) upgraden kann, kann ich nicht sagen. Ich denke aber: eher nicht. Ich empfehle, erst mal auf die 19 (Tara) upzugraden, um dann später bei Bedarf auf eine aktuellere Version umzusteigen. Man weiß ja nie, ob die 19.1 oder spätere etwas von der 19 voraussetzen. Für alle drei Versionen läuft der Support bis April 2023.

Update 12.07.: Wie ich soeben erfahre, ist vor einigen Tagen die Linux-Mint-Version 20 erschienen. Diese setzt als Upgrade eine Version 19.3 voraus. Aber ich freue mich, dass wir erst einmal erfolgreich in der Linux-Mint-19er-Welt angekommen sind!

Windows10-Upgrade zerstört Grub-Konfiguration

Auf meinem Arbeitsnotebook mit LinuxMint 17.1 habe ich nebenher noch ein Windows 8.1 mit Grub und entsprechend mühsam eingerichteter UEFI-Konfiguration am Laufen. Nun kam der Tag des (automatisierten) Windows-10-Upgrades. Mutig, wie ich ja bin, habe ich das einfach mal laufen lassen. Hat auch alles auf den ersten Blick geklappt, aber dann kam der große Schreck: Beim Versuch, das Grub-Bootmenü von Linux zu starten, rannte der Rechner prompt in den – genau – Grub-Rescue-Prompt. Somit war LinuxMint erst mal nicht mehr erreichbar.

Wie ich später herausfand, hat das Windows-10-Upgrade die Reihenfolge und Attribute der Partitionen verändert (getreu dem Gebot „Du sollst keine anderen OS neben Windows 10 haben“) – die Linux-Bootpartition war nicht mehr dort, wo Grub sie vermutete. Ich hätte jetzt versuchen können, ein Linux von einer Boot-CD-ROM oder einem USB-Stick zu starten, um dann Reparaturversuche durchzuführen. Ich habe es dann aber doch mit Bordmitteln auf dem Grub-Rescue-Prompt hinbekommen.

Zunächst habe ich mit „ls“ nachgesehen, welche Partitionen überhaupt vorhanden sind. Ergebnis bei mir war (hd0,gpt10), (hd0,gpt9), (hd0,gpt8) … (hd0). Welche davon ist jetzt die Linux-Partition, die ich starten möchte? Das findet man heraus, indem man nacheinander „ls (hd0,gpt1)/“, „ls (hd0,gpt1)/boot“, „ls (hd0,gpt2)/“, „ls (hd0,gpt2)/boot“ usw. eingibt. Meist wird man eine Fehlermeldung erhalten, dass das Filesystem nicht erkannt werden konnte. Irgendwann wird man aber das Laufwerk entdecken, welches das Linux-Hauptverzeichnis enthält – das war in meinem Fall (hd0,gpt9). Viel Spaß übrigens mit der deutschen Tastatur und den Zeichen „()/=“ 🙂

Als nächstes habe ich mit „set“ kontrolliert, wo Grub seine Konfigurationsdateien sucht. Das Ergebnis war in meinem Fall:

prefix=(hd0,gpt8)/boot/grub
root=(hd0,gpt8)

Aha! Ich habe doch zuvor festgestellt, dass mein Linux-Laufwerk (hd0,gpt9) ist. An der Stelle hat Windows 10 also herumfuhrwerkt! Ehemals Partition gpt8 ist jetzt gpt9. Jetzt gilt es also, die Einstellungen für prefix und root so einzustellen, dass Grub seinen Kram wieder findet. Und das geht so:

set prefix=(hd0,gpt9)/boot/grub
set root=(hd0,gpt9)

Wenn man jetzt in die normale Menüansicht von Grub möchte, gibt man Folgendes ein:

insmod normal
normal

Wenn Sie alles richtig gemacht haben, sehen Sie jetzt wieder Ihr altbekanntes Grub-Bootmenü. Juhuuuuu! Aber nicht zu früh freuen! Beim nächsten Booten rennen Sie garantiert wieder in den Grub-Rescue-Prompt. Wenn Sie jetzt auf dem Grub-Bootmenü stehen, stellen Sie den Leuchtbalken auf den Eintrag, der Ihr Linux starten soll, und drücken ‚e‘ (wie „edit“). Hier ändern Sie jetzt überall, wo noch der falsche gpt-x-Wert steht, auf den neuen – bei mir also überall, wo noch ein gpt8 steht, ein gpt9 setzen. Nun F10 drücken – und Linux startet!

Nun sind wir auch schon fast am Ziel. In einer Konsole geben wir nun noch ein „sudo grub-install“ ein, und Grub wird aktualisiert – auch das neue Windows wird erkannt. Jetzt kontrollieren wir nochmal zur Sicherheit die /etc/fstab mit einem Editor (nano, vim, was Sie mögen). Die gemounteten Partitionen mit einem UUID-Identifier stellen natürlich kein Problem dar, sollten Sie dort aber Laufwerke mit einem /dev/…-Eintrag finden, sollten Sie die entsprechende Zeile auf die neuen Gegebenheiten anpassen.

 

Grub2 passend machen (oder reparieren)

Mir passiert es immer wieder, dass bei Testinstallationen und LiveCDs verschiedener Linux-Distributionen (LinuxMint 15 und 16, ubuntu 13.04 und 13.10) insbesondere bei Notebooks nach dem Start aus dem Grub2-Menü der Bildschirm schwarz (also richtig dunkel) wird und das ganze System festhängt – es bleibt nur noch langes Drücken auf den PowerOff-Knopf. Grund ist, dass der Kernel beim Initialisieren der Grafik verschiedene Auflösungen „ausprobiert“, was bei manchen Grafikchips dann eben schief geht. Über den Recovery-Modus kann man das System in der Regel aber immer noch irgendwie starten, was ja aber keine Dauerlösung sein kann.

Hier gibt es zwei Lösungsschritte. Man kann versuchen, mittels Grub dem Linux-Kernel den Startparameter „nomodeset“ auf den Weg zu geben. Wenn man also das Grub-Startmenü vor sich sieht und auf dem ersten Listeneintrag steht, drückt man ‚e‘, um den Menüeintrag zu editieren. Nun fügt man in der Zeile mit „splash quiet“ das besagte „nomodeset“ hinzu. Jetzt drückt man Strg-X oder F10, um mit den geänderten Parametern das Betriebssystem zu starten. Jetzt sollte das Starten in den Grafikmodus zum Login-Bildschirm funktionieren.

Nun wäre es natürlich lästig, jedesmal in Grub herumzueditieren, wenn man sein ubuntu oder LinuxMint hochfahren will. Den besagten Parameter „nomodeset“ muss noch dauerhaft in Grub2 gespeichert werden. Und das macht man so:

Man öffnet mit root-Rechten die Datei /etc/default/grub – ob mit „sudo nano“ im Terminal oder mit gedit, überlasse ich dem geneigten User. In dieser Datei sucht man dann die Zeile ‚“GRUB_CMDLINE_LINUX_DEFAULT=“quiet splash“‚ und schreibt hinter dem „splash“ noch „nomodeset“. Die ganze Zeile sollte also so aussehen:

GRUB_CMDLINE_LINUX_DEFAULT=“quiet splash nomodeset“

Nun diese Datei speichern. Damit Grub2 diese Änderung auch annimmt, schießt man im Terminal noch ein „sudo update-grub“ ab.

Nach einem Neustart wird der Listeneintrag im Grub-Menü wie gewünscht funktionieren. Übrigens kann man in der Datei /etc/default/grub sein Startmenü auch optisch noch ein wenig aufhübschen (Auflösung, Hintergrundfarbe). Mehr dazu hier.

IPv6 und Firefox unter Linux

Ich habe auf einem neuen Notebook ein frisches LinuxMint 15 aufgesetzt und verschiedene Browser eingespielt, wie man das so als Webdeveloper macht. Ich habe in meinem Intranet eine Webseite, auf der angezeigt wird, ob man mit IPv4 oder IPv6 ankommt (auch hier auf der Blogseite unten links gibt es sowas). Nun fiel mir auf, dass der Firefox mir an der Stelle ansagt, ich käme lediglich mit IPv4 an. Die anderen Browser (SRWIron, Opera) zeigten mir hingegen an: alles ok mit IPv6. Wat is dat dann???

Die Lösung: bei der Firefox-Installation in Linuxmint ist standardmäßig die Suche nach einem IPv6-DNS abgeschaltet – warum auch immer. Ändern kann man das wie folgt: in der Adresszeile vom FF „about:config“ eingeben. Die Warnung „Hier erlischt eventuell die Garantie“ ignorieren wir geflissentlich. Nun geben wir in der Suchzeile den Begriff „ipv6“ ein. Nun landen wir auf einer einzigen Zeile „network.dns.disableIPv6“. Der Wert steht mit Sicherheit auf „true“. Doppelklick drauf – dann steht der Wert auf „false“. Browser neu starten – und nun kann der Feuerfuchs auch IPv6. Echt jetzt!

Scannen mit Gimp 2.8 unter Linux

Schon seit Ewigkeiten scanne ich mit einem All-in-one-WLAN-Scanner/-Drucker mit dem ubuntu-Tool „Simple Scan“, um das so entstandene Bild anschließend mit Gimp zu bearbeiten. Nun wollte ich mir diesen einen Zwischenschritt sparen – es muss doch möglich sein, direkt in Gimp zu scannen.

Geht natürlich. Mit Sane bzw xsaneimage. Falls noch nicht geschehen, mit dem entsprechenden Installationstool nachinstallieren (synaptic oder sudo apt-get install sane). Zunächst überprüft man mit scanimage –list-device, ob der Scanner korrekt im System vorhanden und erreichbar ist. Da sollte dann etwa sowas in der Art rauskommen wie „device ‚hpaio:/net/Deskjet_3050_J610_series?zc=HP025B5A‘ is a Hewlett-Packard Deskjet_3050_J610_series all-in-one“ – oder so ähnlich.

Nun erzeugt man im Verzeichnis „~/.gimp-2.8/plug-ins“ einen Symlink mit ln -s /usr/bin/xscanimage xscanimage .

Gimp - Scannen mit xscanimage (Sane)

Jetzt kann man endlich in Gimp scannen, und zwar über „Datei > Erstellen > xscanimage > Device Dialog…“ (vorher sollte man natürlich mit „Neu…“ eine neue Bildfläche erstellen). Hier öffnet sich dann der xscanimage-Dialog mit den Voreinstellungen und der Scan-Vorschau. Das Ergebnis lässt sich hier dann als XCF oder jedem beliebigen anderen Bildformat speichern.