Linux Mint KDE 18.3 (Sylvia) auf 19 updaten – und es geht DOCH mit KDE!

Linux Mint 18.3 war bekanntlich die Version, mit der letztmalig auch eine KDE-Desktopumgebung ausgeliefert wurde. Deren Support läuft im April 2021 aus; seit Linux Mint 19, die bereits im Juni 2018 veröffentlicht wurde, gibt es für die KDE-Editionen früherer Linux-Mint-Versionen keine Upgrade-Möglichkeiten mehr. Mit ein bisschen Know-how kann man jedoch Mint-19.x-Neuinstallationen mit KDE-Plasma 5 manuell ausstatten; Anleitungen dazu gibt es genug im Netz. In meinem Fall stand ich jedoch vor der Situation, dass ich auf einem Notebook, das ich in produktivem Einsatz habe, eine langjährige, sehr speziell eingerichtete und konfigurierte Linux-Mint-18.3-KDE-Installation betreibe (mit Eigenentwicklungen, speziellen Compiler-Umgebungen, Autoren-System und Peripherie-Schnittstellen), die ich nur sehr ungern plattmachen und mit der 19er-Version neu bespielen wollte. Was also tun?

Nach eingehenden Recherchen bin ich zunächst zu folgendem Ergebnis gekommen: Ich hätte die 18.3er KDE-Installation auf MATE oder Cinnamon umrüsten können, aber das wäre nach wie vor nicht upgradefähig gewesen, weil der „Unterbau“ weiterhin auf KDE beruht, den sich die Linux-Mint-Macher für ihre Zwecke seinerzeit „passendgemacht“ haben (diesen Aufwand will man ab Linux Mint 19 nicht mehr betreiben, deshalb gibt es kein Linux Mint mit KDE mehr). Es gibt also keinen regulären Weg des Updates (es sei denn, mit viel händischem Einsatz, der den Aufwand aber nicht rechtfertigt).

Ich arbeite seit den 90er Jahren mit KDE-Anwendungen und möchte gerne dieser Desktopumgebung treu bleiben. Irgendwann bin ich dann auf dieses Posting in einem KDE-Forum gestoßen, in dem beschrieben wird, wie man Linux Mint KDE 18.3 (Sylvia) eben doch auf Version 19 (Tara) upgraden, dabei bei KDE bleiben und die bisherige Installation beibehalten kann. Risikofreudig, wie ich nun mal bin, habe ich den Versuch gewagt, und es funktioniert – bis auf ein paar wenige kleine Maleschen, die man aber leicht beheben kann! Wie also geht man vor?

1. Man öffnet ein Terminal/eine Konsole und öffnet nacheinander die Repositories-Dateien mit dem Lieblings-Editor (nano, vi – was auch immer), als da wären:

/etc/apt/sources.list.de/official-package-repositories.list

/etc/apt/sources.list.de/ubuntu-defaults.list

In beiden Dateien ersetzt man überall dort, wo „xenial“ steht, dieses durch „bionic“. Das sorgt dafür, dass der Ubuntu-Unterbau von Linux Mint von 16.4 auf 18.4 upgedatet wird. Gleichzeitig wird mit dieser Einstellung während des Upgrades der KDE-Desktop mit Plasma 5 von den Kubuntu-Backport-Repositories nachinstalliert.

Halt, die beiden Dateien noch nicht speichern und beenden! Es fehlt noch etwas: Überall dort, wo „sylvia“ erscheint, dieses löschen und durch „tara“ (für Linux Mint 19) ersetzen. Dies sorgt für das eigentliche Upgrade von Linux Mint 18.3 auf 19. Nun speichern und den Editor schließen.

2. Nun beginnt es spannend zu werden. Mit den gespeicherten Einstellungen wird die Installation mit sudo apt-get update auf den neuesten Stand gebracht. Es müssen aber noch einige Voraussetzungen geschaffen werden, damit das Upgrade auch gestartet werden kann. Dazu müssen apt, mintupdate und die libgtk-Bibliotheken vorab auf den Stand von Ubuntu 18.4 gebracht werden:

sudo apt-get install apt

sudo apt-get install mintupdate libgtk-3-0 libgtk-3-bin

3. Jetzt wird es noch spannender. Nun muss man sich einmal aus- und wieder einloggen. Und hier könnte es ein erstes Problem geben. Bei mir war es so, dass sich die grafische Oberfläche nach dem Login nicht mehr aufbauen wollte, was durch das libgtk-Update ja auch nachvollziehbar ist. Aber das ist nicht wirklich ein Problem, denn wir brauchen nur ein textbasiertes Terminal, und das bekommt man ja z. B. mit Strg-Alt-F2. Hier kann man sich dann einloggen und stößt nun das ersehnte Upgrade an mit

sudo apt-get dist-upgrade

Je nach Geschwindigkeit der Internetverbindung und der Leistungsfähigkeit des Rechners kann man nun getrost etwa zwei Stunden Kaffee trinken oder sonstwas Unanständiges tun. In meinem Fall zog er sich etwas über 3 GB an Updates rein mit anschließenden Anpassungen, Compilierungen usw. usf. Kleiner Tipp am Rande: Bevor Sie diesen Durchgang starten, kontrollieren Sie, ob Sie möglicherweise noch alte Linux-Kernel, -Module und -Header installiert haben. Genau das hatte ich nämlich vorab nicht überprüft – mit dem Ergebnis, dass er sich äußerst zeitaufwändig so an die 30 alte Kernel, Modules und Header reingepfiffen, konfiguriert und in GRUB eingepflegt hat – völlig überflüssigerweise. Im Laufe der letzten Jahre hat er bei jedem Kernel-Update die alten Kernel ja nicht automatisch gelöscht – und ich auch nicht 😉 Ein gelegentlicher Blick aufs Display kann nicht schaden, denn gelegentlich erwartet er eine Eingabe, wenn es darum geht, eine conf-Datei zu aktualisieren. In den allermeisten Fällen sollte man die bereits bestehende Datei beibehalten (wird auch fast immer als Default vorgegeben).

Wenn nun alles gut durchgelaufen ist, kann man mit sudo reboot das Schätzchen neustarten. Nach erfolgtem Login begrüßt einen dann die neue KDE-Plasma-5-Oberfläche. Und das Schönste: Alle bisherigen Icons bleiben erhalten, alle Anwendungen sind weiterhin vorhanden. Nur der Desktop-Hintergrund ist ein neuer.

4. Wenn nun aber der dist-upgrade-Lauf mit Fehlermeldungen abbricht, dann konnte apt irgendwelche Package-Abhängigkeiten nicht auflösen. Hier kann man dann versuchen, mit sudo dpkg –configure -a diesen Mangel zu beheben. Bei mir war meine spezielle, nicht-standardgemäße Python-Installation Schuld an einigen unlösbaren Abhängigkeiten („Paket xyz setzt Paket abc voraus, dieses kann aber nicht installiert werden“ usw.). Möglicherweise löst o.g. dpkg-Befehl durch seine Reparatur einen erneuten Komplett-Download des Updates aus. Falls auch – wie bei mir – der dpkg-configure-Befehl zu weiteren Fehlern führt, behebt man diese mit sudo apt install –fix-broken (der dpkg-Befehl gibt an dieser Stelle den falschen Hinweis aus, es mit „apt –fix-broken install“ zu versuchen, was durch die falsche Options-Reihenfolge natürlich zu nichts führt).

5. Nachdem man nun sämtliche Fehler beseitigt hat, geht man nochmals den gesamten Upgrade-Lauf durch, also sudo apt-get update, sudo apt-get upgrade und sudo apt-get dist-upgrade. Abschließend sollte man vor einem Neustart mit sudo apt-get install -f noch einmal checken, ob es noch irgendwelche Probleme gibt, die es zu beheben gilt (eigentlich unnötig, wenn der dist-upgrade-Lauf komplett durchgelaufen ist, aber sicher ist sicher). So, und nun aber endlich sudo reboot und sich an der neuen Oberfläche erfreuen.

Ob man auf diese Weise von Linux Mint KDE 18.3 auch direkt auf die neueren Versionen 19.1 (Tessa), 19.2 (Tina) oder 19.3 (Tricia) upgraden kann, kann ich nicht sagen. Ich denke aber: eher nicht. Ich empfehle, erst mal auf die 19 (Tara) upzugraden, um dann später bei Bedarf auf eine aktuellere Version umzusteigen. Man weiß ja nie, ob die 19.1 oder spätere etwas von der 19 voraussetzen. Für alle drei Versionen läuft der Support bis April 2023.

Update 12.07.: Wie ich soeben erfahre, ist vor einigen Tagen die Linux-Mint-Version 20 erschienen. Diese setzt als Upgrade eine Version 19.3 voraus. Aber ich freue mich, dass wir erst einmal erfolgreich in der Linux-Mint-19er-Welt angekommen sind!